Baden-Baden und Der Salmen
Frühmorgens erwachten wir zu einem Motto, das besagte: Frühaufsteher erleben den längsten Tag! Bereits vor dem ersten Krähen des Hahns saßen wir beim Frühstück, denn an diesem Tag stand unser Besuch in Baden-Baden bevor.
Diese Stadt wurde nicht nur aufgrund ihrer ereignisreichen Geschichte, sondern auch wegen ihrer Internationalität oft als die ‚Wiege Europas‘ bezeichnet. Seit Juli 2021 zierte sie stolz die Liste der „Great Spa Towns of Europe“ – eine Ehre, die ihr durchaus gebührt.
In Baden-Baden begann unser Morgen mit einem Spaziergang entlang der Kulturmeile in der malerischen Lichtentaler Allee. Wir besuchten das Museum Frieder Burda sowie die Staatliche Kunsthalle. Ein Welterbespaziergang führte uns von den prachtvollen Villen der Kaiserzeit hin zur „Stadtvilla“ für jedermann – eine Erkundung der Bedeutung Baden-Badens als Wiege Europas.
Nach einem herzhaften Mittagessen begaben wir uns auf den Rückweg nach Offenburg. Unser nächstes Ziel war „Der Salmen“ – ein Kulturdenkmal von nationaler Bedeutung. Der Name allein trug die Botschaft von Demokratie, Erlebnis und Erinnerung. Dieses beeindruckende Gebäude, das einst Festsaal, Synagoge und Elektroladen vereinte, war ein Ort von historischer Bedeutung. Die Mauern des Salmen atmeten Geschichte, und diese Geschichte machte das Gebäude in der Offenburger Innenstadt zu etwas Einzigartigem.
Fast zwei Jahrhunderte Demokratiegeschichte waren in den Mauern des Salmen eingewoben. Es bot uns die Möglichkeit, die Vergangenheit und die Gegenwart auf multimediale Weise zu erleben. Wir wurden mit den Fragen von damals konfrontiert und erkannten, wie eng sie mit unserer heutigen Zeit verbunden sind. Der Salmen lud uns ein, uns einzubringen und nachzudenken, denn schließlich geht uns die Demokratie alle an.
Dieses Kulturdenkmal repräsentierte einen Aufbruch in die Freiheit sowie ihre schmerzhafte Zerstörung. Der Salmen stand als Zeuge für zwei gegensätzliche Phasen in der deutschen Demokratiegeschichte. Hier gedachten wir den Vorreitern der Badischen Revolution und ebenso den Opfern der schrecklichen Grausamkeiten des Nationalsozialismus.
Offenburg selbst erinnerte uns an jeder Ecke an seine revolutionäre Geschichte und die Lebensgeschichten der jüdischen Gemeinde. Der interaktive Stadtplan des Salmen führte uns zu diesen Orten und begleitete uns auf den Pfaden der Vergangenheit durch die malerische Innenstadt.
So endete Tag 5 unserer Kapitänsfahrt in Baden-Baden und Offenburg – ein Tag voller Erkenntnisse, Erinnerungen und der klaren Erkenntnis, dass die Historie eines Ortes viele Geschichten in sich birgt, die es zu entdecken und zu verstehen gilt.
Dies war der letzte Tag unserer Kapitänsfahrt. Morgen werden wir wieder Kurs auf Berlin nehmen. Ein herzlicher Dank an alle, die diese Reise möglich gemacht haben! Und für diejenigen, die dabei waren: Hoffentlich sehen wir uns bei der nächsten Kapitänsfahrt wieder. Eine bessere Gesellschaft kann es wohl kaum geben!
Wissenswertes zu Baden-Baden
Die Stadt Baden-Baden wird aufgrund ihrer Geschichte und ihrer Internationalität häufig auch ‘Wiege Europas‘ genannt – sie steht seit Juli 2021 als Teil der „Great Spa Towns of Europe“ auf der Weltkulturerbeliste. Hier einige Eckpunkte aus ihrer langen Geschichte:
Baden-Baden wurde im Zuge der römischen Okkupation Südwestdeutschlands etwa 70 n.Chr. gegründet: die hier vorkommenden heißen Quellen gaben den Anstoß, ein Heilbad für den nahe gelegenen Legionsstandort Straßburg zu errichten. Um 260 n.Chr. wurde das Gebiet von den Germanen besetzt – knapp 240 Jahre später, um 500 n.Chr. folgte die Eroberung der Stadt durch die Franken.
Im 19. Jahrhundert etablierte sich Baden-Baden als Kur- und Modebad – und als beliebte Sommerhauptstadt Europas. Hier trifft sich die europäische Aristokratie, von Kaiserin Sissi über Queen Victoria, Alexander II., Napoleon bis hin zu Wilhelm I. Aber auch andere illustre Gäste zieht es immer wieder in diesen wunderschönen Ort. Darunter Otto von Bismarck, Lew Nikolajewitsch Tolstoi, Fjodor Dostojewski, Clara Schumann, Johannes Brahms, Victor Hugo und Richard Wagner. Angelockt wurden sie nicht nur von der erholsamen Landschaft und den berühmten Thermalbädern, sondern auch von Attraktionen wie der Spielbank oder der Pferderennbahn Iffezheim.
Nach dem Einmarsch der französischen Truppen im Jahr 1945 und dem Ende der Naziherrschaft machten die Franzosen die Stadt zum Sitz ihrer Militärverwaltung in Deutschland. Es wird vermutet, dass die Stadt aus strategischen Gründen von größeren Kriegsschäden weitgehend verschont blieb. Später, in den 50-er Jahren, treffen in Baden-Baden Konrad Adenauer und Charles De Gaulle zusammen, um die deutsch-französischen Freundschaft zu besiegeln. Im Jahr 1999 erfolgte schließlich der Abzug der französischen Streitkräfte aus Baden-Baden.